S 04/08: Staphylokokken

Genetische und phänotypische Charakterisierung der antibiotischen Empfindlichkeit von Staphylokokken aus periprothetischen Infektionen

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene

(abgeschlossen 02/2011)

Periprothetische Infektionen durch Staphylokokken stellen ein erhebliches Problem im Management von Patienten nach Gelenkersatzoperationen dar. Ziel dieses Projektes war es, die antibiotische Empfindlichkeit von Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis Stämmen, welche im Rahmen von Infektionen nach Knie- oder Hüftendoprothesen-implantationen isoliert worden waren, mittels phänotypischer und genetischer Methoden zu charakterisieren. Es zeigte sich, dass unter den untersuchten Bakterienstämmen die Zahl der Methicillin-resistenten Stämme sowohl unter den S. aureus Isolaten wie auch in der Gruppe der Koagulase-negativen Staphylokokken hoch ist (27 – 87 %). Dieser Befund spiegelt klar den weltweiten Trend zu Infektionen mit hochresistenten Erregern wider. Als Konsequenz hieraus folgt, dass bei einer relevanten Zahl von Patienten auf Reserveantibiotika zurückgegriffen werden muss. Die vorliegende Studie zeigt, dass diese Substanzen wie Vancomycin oder Daptomycin bei S. aureus oder S. epidermidis volle Wirksamkeit aufweisen. Da jedoch ein Therapieerfolg selbst bei nachgewiesener Empfindlichkeit des ursächlichen Erregers und Einsatz von Kombinationstherapien nicht sicher ist, ergibt sich klar die Forderung, alle Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion auszuschöpfen. Daneben wird zukünftig die Entwicklung von spezifischen Prophylaxe- und Therapiestrategien, die sich aus der Analyse der molekularen Mechanismen bei der Entstehung von Staphylokokkenprotheseninfektionen ableiten, große Bedeutung gewinnen. Die hier gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass infizierende Staphyolokokkenisolate genetisch variabel sind, sich jedoch übergeordneten klonalen Linien zuordnen lassen. Zukünftig wird es bedeutsam sein, diese klonalen Linien weiter zu untersuchen und hierdurch die genetischen Prozesse, die zur Anpassung von S. aureus und S. epidermidis an den Menschen führen, näher zu beschreiben. Dies kann zum Beispiel durch die Sequenzanalyse des gesamten Erbmaterials (Genomsequenzierung) einzelner Infektionsstämme erreicht werden. Diese Erkenntnisse werden direkte Auswirkungen für unser Verständnis der Pathogenese von Gelenkprotheseninfektionen durch Staphylokokken haben. Hierdurch kann es gelingen, zukünftig neue Zielstrukturen für innovative therapeutische Prinzipien zu identifizieren.

Dr. med. Holger Rohde