S 05/10: Abriebreaktionen

Einfluss der lymphozytären Antwort bei Abriebreaktionen bei Metall-Metall-Gleitpaarungen auf die aseptische Lockerung von Hüftendoprothesen

Prof. Dr. med. Christoph H. Lohmann, Dr. med. Heiko Meyer, Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R., Orthopädische Universitätsklinik

(abgeschlossen 09/2012)

Einleitung
Trotz vielversprechender Ergebnisse, wuchsen die Bedenken aufgrund biologisch/immunologischen Antworten bei Metall-Metall-Gleitpaarungen (MoM). Im Rahmen von Revisionsoperationen nach fehlgeschlagenem Oberflächenersatz der Hüfte sollen Hüftköpfe mit einem größeren Durchmesser die ROM vergrößern und das Risiko eines IMpingements und Luxation verhindern. Daher werden Hüftköpfe mit einem größeren Durchmesser auch in der Primärendoprothetik verwendet. Allerdings wurde hier eine steigende Zahl an Prothesenversagern beobachtet. Diese Studie untersucht 114 Revisionen von Prothesen mit MoM-Gleitpaarungen und Hüftköpfen mit einem größeren Durchmesser. Materials and Methods
114 konsekutive Revisionen (63 Frauen, 51 Männer) mit einer MoM-Gleitpaarungen und einem Kopf mit großem Durchmesser wurden durchgeführt. Das Patientenalter betrug im Mittel 62.7 Jahre (26-82). Die Röntgenbilder wurden auf Lockerungszeichen untersucht. Die intraoperativen Befunde wurden mit Focus auf Prothesensitz und Konus-Verbindung untersucht. Die bei der Revision gewonnen Gewebe wurden histologisch aufgearbeitet und der Gewebemetallgehalt gemessen (Ti, Fe, Co, Cr, Ni).
Ergebnisse
Die Patienten wurden durchschnittlich nach 46 Monaten (26-88) nach Primärimplantation revidiert. Als klinische Symptome wurden Leisten- und Oberschenkelschmerz, humpeln und Subluxationsphänomene beobachtet. In 61 Fällen zeigte die Röntgenuntersuchung Lockerungszeichen (Osteolysen, Saumbildung). Intraoperativ fand sich in 94% der Fälle eine lockere Konus-Kopf-Verbindung. Die histologisch aufgearbeiteten Revisionsgewebe zeigte eine lymphozytäre Infiltration (diffus und perivaskulär) in 106 Fällen. 8 Fälle zeigten eine rein Makrophagen-dominierte Histomorphologie. In allen Geweben fanden sich Co und Cr, in 106 Fällen Ti oder Fe.
Diskussion
Größere Köpfe mögen den Bewegungsumfang verbessern und das Risiko eines Impingements oder einer Luxation vermindern. Allerdings scheint das größere Kontaktareal bei MoM-Gleitpaarungen Material-spezifische Probleme wie Clearance und Freisetzung von Metallkomponenten zu induzieren. Die hierdurch in Gang gesetzten immunologischen Vorgänge sind Gegenstand weiterer Untersuchungen. Der Nachweis von Ti und Fe korreliert mit dem Nachweis lockerer Konus-Kopf-Verbindungen.
Hierfür scheinen erhöhte Scherkräfte, die zu einem Versagen der Konus-Kopf-Verbindung führen, verantwortlich zu sein. Wir schließen daraus, das Großkopf MoM-Gleitpaarungen für die primäre Endoprothetik nicht geeignet sind.

Publikationen:
Heiko Meyer MD, Tina Mueller BS, Gesine Goldau BS, Kathrin Chamaon PhD, Marcel Ruetschi MD, Christoph H. Lohmann MD

Corrosion at the Cone/Taper Interface Leads to Failure of Large-diameter Metal-on-metal Total Hip -ArthroplastiesClinical Orthopaedics and Related Research DOI 10.1077/s11999-012-2502-5
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