S 05/07: Hüftgelenksdys-plasien

Langzeitergebnisse nach totalendoprothetischer Versorgung dysplastischer Hüftgelenke in Verbindung mit einer Pfannendachplastik aus Eigenknochen

(Dr. med C. Friesecke, ENDO-Klinik; M. Hook, Prof. Dr. med. C. Stukenborg-Colsman, MHH Hannover)

(abgeschlossen 07/2009)

Die Hüftdysplasie, eine angeborene Reifungsstörung der Hüftpfanne, die mit begleitenden Fehlentwicklungen am Oberschenkelknochen einhergehen kann, ist eine der häufigsten Ursachen für die Entstehung einer sekundären Arthrose des Hüftgelenks. Die endoprothetische Versorgung bei einer Dysplasiecoxarthrose stellt den Chirurgen aufgrund der häufig diffizilen anatomischen Situation (schwach ausgebildetes oder gar fehlendes Pfannendach, z.T. erhebliche Beinlängendifferenzen, „kleine“ knöcherne Verhältnisse) vor eine schwierige Aufgabe. Einige Studienergebnisse legten zudem nahe, dass sowohl die funktionellen Ergebnisse schlechter, als auch die Lockerungsraten der Endoprothesen deutlich höher sind, als bei „normalen“ Arthrotikern.
Um ein stabiles Lager für die Kunstpfanne zu schaffen, wurde bereits Anfang der 70er Jahre ein Verfahren entwickelt, bei dem das Pfannendach mittels Eigenknochen in Form eines Knochenblockes aus dem Hüftkopf rekonstruiert wurde.

Im Jahre 1993 wurden in der ENDO-Klinik 134 Hüftendoprothesen bei 110 Patienten auf diese Weise implantiert. Diese Patienten wurden zwischen April und Oktober 2009 klinisch und radiologisch nachuntersucht. In diesem Kollektiv zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Gelenkfunktion durch die Operation. Diese wurde gemessen anhand eines geeigneten Scoresystems. Auch in der subjektiven Bewertung durch die Patienten schlug sich diese Verbesserung deutlich nieder.
In 26,9% der Fälle war es in der Zwischenzeit bereits zu einer weiteren Operation am betroffenen Hüftgelenk gekommen. Zudem wurden bei der Nachuntersuchung bei neun Patienten Implantatlockerungen diagnostiziert. Im Literaturvergleich zeigte sich jedoch, dass die Ergebnisse damit gleichwertig bzw. besser sind als die sämtlicher anderen beschriebenen Operationsverfahren zur Versorgung der Dysplasiecoxarthrose. Dennoch hat sich bestätigt, dass die Lebensdauer der Prothese nicht vergleichbar mit der beim „normalen“ Arthrotiker ist.

Als entscheidender Vorteil dieses Operationsverfahrens muss angesehen werden, dass die knöcherne Rekonstruktion der Hüftpfanne die Versorgungsmöglichkeiten bei Wechseloperationen erheblich erleichtern kann. Wo früher ein Defekt war, steht nun ein zumindest anteilig erhaltenes Pfannendach zur Verfügung. Dies gilt insbesondere dann, wenn Lockerungen der Pfanne frühzeitig, also noch vor der Entstehung neuer knöcherner Defekte erkannt werden. Der hohe Stellenwert regelmäßiger Röntgenkontrollen wurde somit erneut deutlich.

Ergänzt werden soll das Projekt durch ein spezielles bildgebendes Verfahren, ein sog. PET-CT, mit dem sich die biologischen Eigenschaften des transplantierten Knochens darstellen lassen. Diese Untersuchungen werden derzeit an der Medizinischen Hochschule Hannover durchgeführt.


Abb. 1(ohne Prothese): Schwere sekundäre Coxarthrose rechts mit Ausbildung einer Sekundärpfanne bei einer 40-jährigen Patientin mit angeborener Hüftdysplasie


Abb. 2(mit Prothese): Zustand nach Implantation einer zementierten Hüftendoprothese in Verbindung mit einer Pfannendachplastik aus Eigenknochen