S 03/08: Knie TEP

Einfluss des inflammatorischen Gelenkstatus zum Zeitpunkt der Implantation auf das funktionelle Ergebnis nach endoprothetischem Kniegelenksersatz

Orthopädische Klinik, Charité – Universitätsmedizin Berlin

(abgeschlossen 08/2012)

Die Arthrofibrose des Kniegelenks ist eine bislang schwer bis gar nicht therapierbare Erkrankung, die sich durch eine teils schmerzhafte, in einigen Fällen auch schmerzlose Bewegungseinschränkung auszeichnet. Sie wird im weiteren Sinne als Bewegungsausmaß von weniger als 90°, im engeren Sinne jedoch erst ab einem Streckdefizit von 10° und gleichzeitiger Beugung von weniger als 70° definiert. Bisherige Hypothesen gehen von unterschiedlichen Triggern aus, die die Arthrofibrose verursachen, jedoch alle in einer gemeinsamen so genannten Endstrecke münden. Als wahrscheinlicher Trigger wird der Entzündungszustand des Kniegelenks während der Prothesenimplantation angenommen. Aus der Kreuzbandchirurgie gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem Entzündungszustand während der Operation und dem Risiko eine Arthrofibrose zu entwickeln. Ein diagnostisches Kriterium zur Bestimmung des günstigsten Operationszeitpunkts existiert jedoch nicht.
Im Rahmen des Projektes wird daher untersucht, ob der Entzündungszustand des Kniegelenks während der Implantation einer Endoprothese ein unabhängiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Arthrofibrose ist. Dazu wurden während der Operation Proben aus der Gelenkschleimhaut und der Gelenkflüssigkeit entnommen und die klinischen Scores sowie das Bewegungsausmaß vor und 6 Monate nach Operation ermittelt.
Seit dem letzten Zwischenbericht von 2010 wurden 20 weitere Patienten in die Studie eingeschlossen und klinisch nachuntersucht, so dass die aktuelle Fallzahl 244 Patienten beträgt. Darunter befand sich kein neuer Arthrofibrosefall, so dass nun 30 von 244 Patienten (12.3 %) ein Bewegungsausmaß von weniger als 90° und 8 Patienten (3.3 %) eine Arthrofibrose im engeren Sinne mit einem Streckdefizit von mindestens 10° und einer Beugung von weniger als 70° zeigen. Die Patientenrekrutierung soll nun bei 250 Patienten abgeschlossen werden (bereits operiert, noch 6 Nachuntersuchungen ausstehend), so dass mit keiner relevanten Verschiebung dieser Zahlen gerechnet wird.
Die histologischen Untersuchungen des bisherigen Materials aller Patienten wurden in Kooperation mit Prof. Krenn in seinem Labor in Trier durchgeführt. Hier wurden semiquantitative Scores für den Entzündungsgrad der Schleimhaut sowie eine Beschreibung des mikroskopischen Aspekts systematisch durchgeführt. Die statistische Auswertung steht noch aus und wird in den nächsten Wochen erfolgen.
Im Gegensatz dazu sind wir auf unerwartete Probleme bei der Chiparray Analyse der Präparate gestoßen. Obwohl diese Technik in anderen Versuchen bereits erfolgreich angewendet worden war und daher in unserem Labor etabliert ist, konnte in 10 aufeinander folgenden Proben kein verwertbarer Chiparray ausgelesen werden. Die Ursache dafür ist trotz mehrfacher Kontrolle der Arbeitsschritte und Abgleich mit den etablierten Protokollen unklar. Da wir mit den „Kontrollproben“ von Patienten mit sehr gutem klinischem Ergebnis die Untersuchungen begonnen haben, steht die Analyse der „Verumproben“ aus den wenigen späteren Arthrofibrosegelenken aus. Dadurch, dass die Gewebeproben regelrecht asserviert und gekühlt wurden, ist ein präanalytischer Fehler nach unserem Kenntnisstand als Ursache der Probleme auszuschließen.



PD Dr. med. Georg Matziolis, Prof. Dr. med. Carsten Perka

Publikationen:

Pfitzner T, Röhner E, Krenn V, Perka C, Matziolis C
BMP-2 Dependent Increase of Soft Tissue Density in Arthrofibrotic TKA Open Orthop J. 2012;6: DOI 10.2174/1874325001206010199 PMID 22629292
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed

Pfitzner T, Geissler S, Duda G, Perka C, Matziolis C
Increased BMP expression in arthrofibrosis after TKA Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2012 Sep;20(9):1803-8. DOI 10.1007/s00167-011-1774-8. PMID 22089372
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed